Wenn das Führungsnavi Teams die Irre leitet
Artikel veröffentlicht: 08 September 2016
Ich ahne Übles. Vor mir fährt ein großer, ausländischer Sattelschlepper mit noch größerem Auflieger. Er biegt links ab. Nicht ahnend, dass er damit auf eine sehr spitze und enge Ausfahrt auf die Bundesstraße zusteuert. Nein, er fährt nicht rechts, wo er leicht abbiegen könnte. So, wie es das Schild anpreist. Mit einfacher, rechtwinkliger Einfahrt in die Bundesstraße. Ein Umweg von gnadenlosen 100 Metern! Folgt wohl blind seinem Navi.
Und wirklich – meine Befürchtungen bestätigen sich! Der Koloss muss die Gegenfahrbahn blockieren, um überhaupt auf die Hauptstraße zu kommen. Kann auch nicht nach rechts schauen, ob da frei ist. Die Folge: zaghaftes Eindringen in die Hauptstraße, begleitet von quietschenden Bremsen, Spontanstau, Gehupe und einigen Beinahe-Auffahrunfällen. Hätte er doch einfach die klaren Schilder gelesen…
Und wie begleitet Sie das im Führungsalltag? Vertrauen Sie bei der Teambildung blind auf Führungstools wie Mitarbeiterjahresgesprächen, Zielvereinbarungen und Mehrfachgenehmigungen? In Verbindung mit sturer Anwendung führt auch das häufig zu Beinahe-Zusammenstößen mit Ihren Mitarbeitern.
Hier ein paar Tipps zur Vermeidung:
- Daten Sie Ihr Führungsnavi immer wieder einmal up. Ist eine Methode, ein Vorgehen, immer noch „state-of-the-art“ oder (schon wieder) überholt?
- Etwas gesunder Menschenverstand und Empathie schaden nie!
- Wo gehen denn die anderen hin? Wie machen es andere Unternehmen und mit welchem Ergebnis? Sie müssen weder alles neu erfinden noch in bekannte Fallen tappen!
- Vorlagen und Struktur ja – aber bitte sinnvoll anwenden!
- Und behalten Sie ausreichende Sicht: Wo entstehen Konflikte? Wo werden Mitarbeiter durch ineffiziente Prozesse blockiert?
Gerade die letzten Punkte sind viel wichtiger als die sture Anwendung von Tools. Ich bin überzeugt, dass Menschen in den allermeisten Fällen ihre Arbeit gern machen wollen und gut machen wollen. Neudeutsch heißt das soviel wie: „Sie sind intrinsisch motiviert“. Dafür können und müssen Sie als Teamleiter aber ein paar Voraussetzungen schaffen. Ihre Mitarbeiter müssen spüren, dass Ihnen (ja: Ihnen) etwas an deren Arbeit liegt. Dass Sie quasi als Schneepflug Hindernisse beseitigen. Und auch dass Sie Verständnis zeigen, wenn mal etwas nicht so läuft, wie es alle gern hätten. Dann leisten Sie als Führungskraft Teamcoaching!